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In korrekter Fraktur-Typografie erfolgt die Hervorhebung nicht mit „kursiver“ oder „Fetter Schrift“, ſondern mit „Sperrſatz“ (auch „geſperrter Satz“ oder „ſpationierter Satz“ genannt).
Der korrekte Fraktur-Sperrſatz wird dadurch kompliziert, daſs ‹ch›, ‹ck›, ‹ſt›, ‹tz› im geſperrtem Satz als Ligaturen erhalten bleiben. Wenn ein Wort wie „ſitzen“ geſperrt wird, dann darf im ‹ch› und im ‹tz› kein zuſätzlicher Leerraum eingefügt werden, ſondern es ſollte ſo ausſehen wie auf folgendem Bild:
Dieſes Bild iſt ein Screenſhot aus Firefox 16.0.1 auf Mac OS X 3.5.8 – ſeit der Veröffentlichung von Firefox 4.0 erfolgt die Darſtellung in allen Firefox-Verſionen korrekt. Um zu ſehen, ob dein Browſer das Beiſpiel korrekt darſtellt, vgl.:
ſitzen – ſitzen
Dieſer Text ſollte haargenau ſo dargeſtellt werden wie im obigen Bild (ausgenommen Unterſchiede in der Font-Raſterisierung).
Es gibt vier Fraktur-Ligaturen, die nicht geſperrt werden dürfen: ‹ch›, ‹ck›, ‹ſt›, ‹tz›. Die meiſten Frakturſchriften verwenden darüber hinaus zuſätzliche Ligaturen, etwa ‹ſi› oder ‹fl›. Dieſe zuſätzlichen Ligaturen werden jedoch geſperrt, ſo wie Sequenzen von gewöhnlichen Buchſtaben. Das bedeutet, daſs in einem Fraktur-Font unterſchieden werden muſs zwiſchen zweierlei Arten von Ligaturen, den nicht-ſperrbaren Ligaturen und den ſperrbaren. Dies läſſt ſich in den verſchiedenen intelligenten Font-Technologien auf verſchiedene Weiſe erreichen:
ccmp
(„Glyph Compoſition/Decompoſition“) definiert, die ſperrbaren hingegen in liga
(„Standard Ligatures“). Beide Features ſollten per default in allen Schriften aktiviert ſein (vgl. Features: Standard OpenType specification). Die Spezifizierung des Features ccmp
erwähnt zwar die Fraktur nicht, paſst jedoch beſtens zu den Erforderniſſen des Fraktur-Sperrſatzes: „[I]t may be preferable to compose two characters into a single glyph for better glyph processing“ (vgl. ccmp
im OpenType Layout tag registry). Die nicht-ſperrbaren Ligaturen der Fraktur verhalten ſich in Bezug auf das Sperren wie einfache Glyphen. Deshalb iſt es wünſchenswert, daſs ſie in einfache Glyphen verwandelt werden („compose two characters into a single glyph“), bevor das Sperren geſchieht („glyph processing“).Setting Required Ligatures
und Settingcode 0
markiert, die ſperrbaren hingegen mit Setting Common Ligatures
und Settingcode 2
.Der Browſer-Teſt ſollte haargenau ſo ausſehen wie das Kontrollbild (ausgenommen Unterſchiede in der Font-Raſteriſierung), ein Screenſhot aus Firefox 16.0.1 auf Mac OS X 3.5.8.
Der Browſer-Teſt verwendet ſpezielle Verſionen von UniFraktur Maguntia, in denen jeweils verſchiedene intelligente Font-Technologie aktiviert ſind (in der gewöhnlichen Verſion iſt es OpenType).
Die folgenden Eigenſchaften werden geteſtet:
Ligaturen im normalen (nicht-geſperrten) Satz. Im Wort „beſitze“ ſollte ſowohl die nicht-ſperrbare Ligatur ‹tz› als auch die ſperrbare Ligatur ‹ſi› angezeigt werden.
ZWNJ im normalen (nicht-geſperrten) Satz. Im Wort „Zeitzone“ bildet das das ‹tz› keine Ligatur, da ein ZWNJ verwendet wird. Der ZWNJ ſollte nicht zu ſehen ſein (kein Fragezeichen oder Viereck) und er ſollte keinen zuſätzlichen Leerraum bewirken.
Ligaturen im Sperrſatz. Im Sperrſatz ſollte das Wort „beſitze“ nur die nicht-ſperrbare Ligatur ‹tz› aufweiſen, aber nicht die ſperrbare Ligatur ‹ſi›. (Die Graphite-Verſion wird dies nicht erfüllen, ſondern wird auch hier die Ligatur ‹ſi› anzeigen.)
ZWNJ im Sperrſatz. Im Wort „Zeitzone“ ſollte der Abſtand zwiſchen ‹t› und ‹z› genau gleich groß ſein wie zwiſchen den übrigen Buchſtaben, und ſelbſtverſtändlich ſollte vom ZWNJ auch hier nichts zu ſehen ſein.
Derzeit (2012-10) iſt die Bilanz vorſichtig poſitiv. Es gibt zwar noch nicht viele Programme, welche die Ligaturen korrekt darſtellen, aber in Firefox klappt die Darſtellung ſeit Verſion 4 tadellos, und das iſt immerhin der im deutſchen Sprachraum am weiteſten verbreitete Browſer. Es iſt zu hoffen, daſs weitere Programme nachziehen.
Die folgende Tabelle gibt einige Eindrücke. Sie erhebt keinerlei Anſpruch auf Vollſtändigkeit (bitte kontaktiere mich, wenn du Fehler ſiehſt oder von weiteren Programmen weißt!):
Windows | Mac OS | Linux | |
---|---|---|---|
Firefox | vollſt. | ||
Internet Explorer | dürftig [1] | N/A | |
Opera | dürftig [2] | nein | |
Safari | teilw. [3] | N/A | |
Google Chrome | dürftig [4] | ||
InDesign | ? | vollſt. | N/A |
QuarkXPress | ? | nein | N/A |
Scribus | ? | nein | |
TextEdit | N/A | teilw. [5] | N/A |
LibreOffice | teilw. [5] | ||
Gimp | teilw. [5] | ||
XeLaTeX | vollſt. [6] |
Anmerkungen:
Internet Explorer 9 ſtellt keine Ligaturen dar, wenn ſie nicht von Hand durch Kontroll-Charaktere hervorgerufen werden (ZWNJ oder ZWJ), was natürlich dem eigentlichen Sinn und Zweck von intelligenten Ligaturen diametral zuwiderläuft. Die Ligaturen können erzwungen werden durch die Eingabe eines ZWJ.
Auf Windows und Mac OS ſtellt Opera keine Ligaturen dar, wenn ſie nicht von Hand durch Kontroll-Charaktere hervorgerufen werden (ZWNJ oder ZWJ), was natürlich dem eigentlichen Sinn und Zweck von intelligenten Ligaturen diametral zuwiderläuft. Die Ligaturen können erzwungen werden durch die Eingabe eines ZWJ.
Darüber hinaus ſtellt Opera die Ligaturen in jedem Wort dar, das einen Kontroll-Charakter aufweiſt (ZWNJ oder ZWJ). Im Sperrſatz bleiben ſämtliche Ligaturen erhalten. Ein ZWNJ hilft nicht viel, denn er verurſacht einen doppelten Buchſtabenabſtand.
Safari ſtellt keine Ligaturen dar, wenn nicht die folgenden zwei Bedingungen erfüllt ſind: (a) Eine zuſätzliche CSS-Angabe muſs definiert werden; (b) es dürfen keine unſichtbaren Charaktere vorhanden ſein. Dieſe beiden Bedingungen laſſen ſich global erfüllen, ſo daſs ein Workaround möglich iſt. Aber ſelbſt wenn beide Bedingungen erfüllt ſind, iſt die Ligaturdarſtellung im Sperrſatz nicht korrekt.
Safari erfordert die folgende, nicht-ſtandardiſierte CSS-Angabe:
text-rendering: optimizeLegibility;
Da dieſe Angabe nicht ſtandardiſiert iſt, wird das CSS den Validierungs-Teſt nicht mehr beſtehen.
Safari ſtellt keine Ligaturen dar, wo unſichtbare Charaktere ſtehen, etwa ein bedingter Trennſtrich oder – ironiſcherweiſe! – ein ZWJ.
Google Chrome ſtellt keine Ligaturen dar, wenn nicht die folgenden drei Bedingungen erfüllt ſind: (a) Eine zuſätzliche CSS-Angabe muſs definiert werden; (b) es dürfen keine unſichtbaren Charaktere vorhanden ſein; und (c) die Schriftart muſs lokal auf dem Computer inſtalliert ſein, was natürlich dem eigentlichen Sinn und Zweck der Schrifteinbettung diametral zuwiderläuft. Auf Windows und Linux gilt noch mindeſtens irgendeine zuſätzliche Bedingung, die ich aber nicht habe ermitteln können.
In TextEdit, LibreOffice und Gimp werden Ligaturen zwar dargeſtellt, aber im Sperrſatz gibt es zwei Probleme: Einerſeits bleiben alle Ligaturen erhalten, auch die ſperrbaren, und andererſeits verurſacht der ZWNJ einen doppelten Leerraum. Beide Fehler ſind im folgenden, nicht korrekten Screenſhot zu ſehen (aus TextEdit.app).
Damit der Sperrſatz in XeLaTeX korrekt funktioniert, habe ich mit den Paketen fontspec
und xspace
den Befehl \emph
ſo umdefiniert, daſs er den Text ſperrt:
\usepackage{fontspec,xspace} \renewcommand\emshape{\xspace\addfontfeature{LetterSpace=20.0,WordSpace=1.5,Ligatures={NoCommon}}}
ccmp
zwiſchen nicht-ſperrbaren und ſperrbaren Ligaturen unterſchieden werden kann, habe ich aus dem folgenden Poſt gelernt: Issue 22240 - chromium - Do ligature substitution on web content.rlig
), habe ich aus dem folgenden Poſt von Karl Pentzlin gelernt: Unicode Mail List Archive: Re: Medievalist ligature character in the PUA.xspace
iſt von G. Ansmann: Re: Korrekte Fraktur-Typographie in XeLaTeX.